Auch hierzu wieder einige Anmerkungen von mir (J. Schnitzler):
Nach Auskunft eines befreundeten Sinologen (Thomas Decker) sind die hier angegebenen Ausführungen nicht ganz korrekt, v.a., was die Übersetzungen aus dem  Chinesischen angeht. Cate bezieht sich hier größtenteils auf ein  (auf dem amerikanischen Markt erhältliches) Buch von DeWoskin, der sich näher mit dem Thema befaßt hat.
( Wen es interessiert: Much of what I wrote is in the front matter to  DeWoskin. The book is titled: "Doctors, Diviners, and Magicians of Ancient China: Biographies of: fang-shih." You can Email the professor direct at kjdewosk@umich.edu.)

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 Ist das ein Kompass, den Du mir zeigst,
oder freust Du Dich nur, mich zu sehen?

 Vermutlich ist das ein Bild desjenigen, der den Kompass erfunden hat.
Er lebte vor etwa 3200 Jahren.


Eine Geschichte  des Feng Shui

 Feng Shui ist der Begriff, der jetzt für eine naturwissenschaftliche Schule/Richtung benutzt wird, die Fang Shih genannt wurde und von der als erste gedruckte Überlieferungen aus dem alten China erhalten sind. Ihre Ursprünge können, besonders wegen des extremen Alters, der Verbrennung vieler Bücher und der Verfolgung ihrer Schüler, nicht genau berechnet werden.

 Das Wort Fang ist vieldeutig. Die Übersetzung kann sein: "wirksam, "formelhaft", "bezogen auf", "vergleichend", "medizinisch", "spirituell", "esoterisch". Außerdem bezeichnete man damit die Menschen, Plätze und Landschaften, die weit weg von der Residenz des Kaisers lagen -- also die Außenprovinzen, in denen die meisten Fang Shih aufwuchsen und lebten. (Shih bedeutet "Gelehrter" - Anm. d. Übers. Laut T. Decker ist die korrekteste Übersetzung für Fang Shih schlicht und einfach: "Rezeptgelehrte")

 Ursprünglich enthielt Fang Shih die folgenden drei Disziplinen:

  •  Weissagung und das Anrufen von Geistern
  • Pharmazie und medizinische Hygiene
  • Astrologie, das Erstellen der Kalender und Führen der geschichtl. Aufzeichnungen

 Der pharmazeutisch/medizinische Teil entwickelte sich später zu dem, was wir heute als Chinesische Medizin kennen. Die Weissagung und der astrologisch/historische Zweig vermischten sich und wurden zu einer separaten (Schul-)Form mit vielen Unterabteilungen, die heute alle unter dem Oberbegriff Klassisches Feng Shui geführt werden.

 Im alten China zogen die Fang Shih es üblicherweise vor, sich auf eines der drei Gebiete zu spezialisieren. Hierbei arbeiteten die Historiker weniger gern mit den Medizinern als mit den Weissagungsexperten zusammen, weil die Arbeitsmethoden und die Ausbildung der Letzteren eher mit ihren eigenen übereinstimmten.

Berühmte Wissenschaftler

 Fang Shih werden üblicherweise als die Autoren sämtlicher geografischer, historischer aber auch theoretische Texte enthaltender Bücher, die nicht eindeutig der jeweiligen Chinesischen Regierungsideologie  entsprechen, angesehen. (Es gibt sogar in der Chinesischen Geschichte Teile, die nicht der offiziellen Kaiserlichen Linie folgen und als "Fang Technologien" bezeichnet werden.) Weil Fang Shih sowohl räumlich,  als auch intellektuell weit vom Hof entfernt waren, konnten dort Ideen  größerer Bandbreite entwickelt werden. Fang Shih waren als  Theoretiker und Denker, als Funktionäre und sogar als Entertainer  am kaiserlichen Hof für ihre besondere Persönlichkeit bekannt -- wie sonst hätten sie als Wissenschafler jemals berühmt werden können.

 Fang Shih Biografien findet man im Allgemeinen in den Überbleibseln offizieller Biografien, sowie innerhalb historischer Aufzeichnungen, die von Hofbeamten geschrieben wurden, in den Abschnitten "Besonderheiten" oder "zugetragene Wunderdinge". Auf diesen Seiten wurden die Fang Shih oft als exzentrische und esoterisch-geheimnisvolle Helden beschrieben, die es geschickt schafften, über den jeweilig regierenden Despoten zu triumphieren.

 Diese schillernden Menschen leisteten grundlegende Beiträge für die frühe chinesische Zivilisation und Wissenschaft. Ein moderner Forscher stellte eine Liste von 36 großen Wissenschaftlern des premodernen China zusammen, unter denen alleine sechs Fang Shih Persönlichkeiten waren. Ihnen wird nachgesagt, dass sie bestimmte wesentliche Chinesische Themen, wie die Fünf-Phasen- und die Yin-Yang-Theorie, entwickelt und verbreitet haben -- beides sind auch essentielle Bestandteile des klassischen Feng Shui.

Der wissenschaftliche Hintergrund von Feng Shui

 Alle alten und mittelalterlichen Kulturen brachten wissenschaftliche Errungenschaften hervor, aber alle hatten einen, nicht von der Hand zu weisenden, ethnischen Beigeschmack. Nachdem aber einmal der Sprung zur universellen Sprache der Mathematik geschafft war -- zu einer präzisen und quantitativen Form menschlicher Ausdrucksweisen -- hatten die Menschen in jeder Kultur Zugriff auf dieselben Informationen und konnten auch gleichgroßen Vorteil aus dem jeweiligen Wissen ziehen.

 Das premoderne China vermachte der Welt einige der mathematischen und wissenschaftlichen Konzepte, die wir heute als gesichert ansehen und auch im Feng Shui bildeten Berechnungen und Experimente schon immer das "Rückgrat" der Vorgehensweise.

 Heutzutage betrachten die meisten Forscher und Feng Shui Adepten die diesbezüglichen Ziele und Definitionen als durchaus kompatibel zu denen der modernen Wissenschaft -- welche, so wie Robert Temple sie erklärt, "die Kombination aus der Mathematisierung der Thesen über die Natur der Dinge und unermüdlicher Experimentierfreude darstellt".

 Der magnetische Kompass wurde in China offenbar für den Gebrauch durch Fang Shih erfunden. Joseph Needham, der Autor von: Science and Civilization in China, stellt korrekterweise heraus, dass der Lo Pan "das älteste aller Anzeigeinstrumente ist und ... der erste Schritt auf dem Weg zu allen heutigen Skalen und selbsteichenden Meßgeräten". Der Lo Pan ist ein komplexes Instrument, welches über die Jahrhunderte nur zu dem Zweck entwickelt wurde, präzise Berechnungen von Raum und Zeit zu machen - innerhalb der subtilen Wissenschaft, die dann Feng Shui genannt wurde.

 Wegen der Ÿnderungen im Erdmagnetfeld, die sich im Laufe der Zeit ergeben haben (ein Wissen, das auch bei Archäologen im Zusammenhang  mit Palaeomagnetismus bekannt ist), wurden im Verlauf eines halben Jahrtausends nacheinander drei verschiedene Kompass-Systeme eingeführt, die die Basis bildeten für den Kompass, der heute von Feng Shui Praktikern  benutzt wird.

 Die echte Nord-Süd Achse wurde als erstes von Chiu Yun Han (ca. 713-41) festgelegt und ist bekannt unter dem Namen Cheng Chen. Diese wurde bis ungefähr zum Jahre 880 benutzt, weil dann die Berechnungen so weit außerhalb des Rahmens lagen, dass eine sofortige Korrektur erforderlich wurde. Yang Yun Sang führte spezielle Kompasspunkte ein, die die Punkt-Abweichungen anglichen und die Feng Chen oder "Saumnadel" berichtigte die Abweichungen des Cheng Chen. Der Kompass wurde dann wieder um 1100 korrgiert, als Lai Wen-Chun die Chung Chen (die zentrale Nadel) ins Spiel brachte. Ein Nachfahre von Yang Yun Sang hat erst kürzlich den Lo Pan für die heutige Zeit und den westlichen Gebrauch aktualisiert.

Der geschichtliche Umgang mit Fang Shih

 Die alten chinesischen Historiker scheinen bezüglich des Fang Shih geteilter Meinung gewesen zu sein. Aus Angst um ihre Stellung konnten sie Fang Shih Leute , die in direkte Konkurrenz zu ihnen traten, nicht leiden -- insbesondere Historiker, Ÿrzte, Wahrsager und Unterhalter. Offizielle Aufzeichnungen sind alles andere als enthusiastisch über Fang Shih Techniken; sogar zu dem Zeitpunkt, als diese den höchsten EinFluss bei Hofe hatten. Die Historiker gingen dabei nach bewährtem Muster vor: Einerseits verbreiteten sie erstaunliche Berichte von anerkannten Fang Shih, die quer durch das Reich praktizierten und andererseits verrissen sie gründlich die Hochstapler und kriminellen Fang Shih unter den Höflingen.

 Berufsbezogene Differenzen erhöhten zusätzlich die Reibungen unter den Gelehrten. Obwohl sie natürlich auch an technologischen und wissenschaftlichen Unternehmungen beteiligt waren, und einige sogar großen Reichtum und EinFluss gewannen, waren Fang Shih doch vor allem wegen ihrer umfassenden Bildung berühmt, die im krassen Gegensatz zu der der gewöhnlichen Hofs-Funktionäre stand.

 Auch der große Historiker Ssu-Ma Chien (145-90 v.Chr.), für den Fang Shih opportunistische Rivalen waren, sagte, dass Fang Shih Medizin (einschließlich Geriatrie und Studien über die Verlängerung  des Lebens) sowie Exorzismus betrieben und die Zukunft durch das Ziehen  von Himmel-Mensch-Erde-Parallelen vorhersagen konnten. Abgesehen davon hatte er allerdings mit Sicherheit nichts Nettes über die Fang Shih  zu sagen, weil sie (seiner Meinung nach) die Stellung seines Vaters usurpierten,  und leider führte er diese Gedankengänge auch bis zu ihrem bitteren Ende weiter.

 Es muss für die althergebrachten Würdenträger hochgradig beleidigend gewesen sein, dass ihre Aufgaben reihenweise Berufsmöglichkeiten für Fang Shih wurden. Diese dahergelaufenen Eindringlinge schienen, was das Besetzen von offiziellen Positionen anging, einen kreativ-unternehmerischen Geist zu besitzen. Wenn ein Fang Shih an den Hof kam, wurde die Trennung zwischen der verwaltungstechnischen Bedeutung eines Amtes und der Möglichkeit, ins "Entertainment" (und damit ins Rampenlicht) zu gelangen, deutlich weniger scharf. (Heutzutage sehen wir ähnliche Vorgänge im Zusammenhang mit dem Begriff "Edutainment", wobei eben auch dieses die Grenzen zwischen Unterhaltung und der Vermittlung von Fakten verwischt.)

 Die Kalender- und Aufzeichnugspflichten der Hofhistoriker beinhalteten auch immer das Führen von Listen über Vorzeichen, Omen und anderen zukunftsträchtigen Ereignissen - zusammen mit verschiedenen wissenschaftlichen Daten. Dieser Reichtum an Informationen, im Zusammenhang mit den Berechnungen die von offizieller Seite zur Vorhersage zukünftiger Ereignisse angestellt wurden, bot unternehmerisch veranlagten Fang Shih die Möglichkeit, als Unterhalter an den Hof zu gelangen und wichtigen Gästen die Zukunft vorherzusagen -- mit Karrierechancen, falls sich die Vorhersagen bewahrheiten sollten. Die Fang Shih müssen wohl eine ganze Weile lang richtig gelegen haben, denn, wenn man den Geschichtsbüchern glauben darf, waren die vier Ehrentitel, mit denen Fang Shih bei Hofe am meisten belegt wurden: "Gelehrter", "Weiser und Aufrichtiger", "Ergebener und Unbestechlicher" und "Meister des Weges".

 Ihre Glaubwürdigkeit wurde im Allgemeinen nicht angezweifelt, weil  ihre Praktiken im wesentlichen denen der mehr offiziellen Hofbeamten entsprachen; man konnte beide nur daran unterscheiden, dass "die Fang Shih weder  in den höfischen Benimmregeln versiert waren, noch die Geduld besaßen,  subtil zu handeln und zu hintertreiben, wie es sich für Hohe Offizielle ziemte", sagt Kenneth DeWoskin, ein Professor für Sinologie an der Michigan University. Es scheint, dass die Fang Shih, durch ihre Lernerei  wohl chronisch schlechte Beurteiler von Charaktereigenschaften waren.

 Wenn Fang Shih krimineller Machenschaften beschuldigt wurden, geschah das meistens, weil sie ihr Wissen nicht mit dem jeweiligen Kaiser und seinen verbrecherischen Mitverschwörern teilen wollten. "Im Studium der esoterischen Künste sind die Täuschung und die Vereinfachung die typischen Fallstricke", seufzte einmal Fan Yeh, ein bekannter Fang Shih. Die o.g. Forderungen wurden auch durch die, aus Volksweisheit genährte Meinung bestärkt, dass es, wegen der kriminellen Vorhaben einiger Fang Shih, eine, für jedermann erreichbare Technologie und Kunst geben müsse.

 Der geradlinige und enthusiastische Unternehmergeist der Fang Shih war das, was, zusammen mit ihrem Mangel an höfischer Gewandtheit, ihren Abstieg bei Hofe vorbereitete. Der EinFluss der Fang Shih nahm nach dem Han Kaiser Wu, und danach noch einmal nach der Machtergreifung durch Wang Mang, deutlich ab. Huang Ti verfolgte Fang Shih und verbrannte ihre Bibliotheken -- tatsächlich ist anscheinend das Yijing das einzige Buch, das den Flammen entkommen ist. Als die Jesuiten eintrafen und die Gunst und das Ohr des Ch'ing Kaisers gewannen, lernte Fang Shih erneut die Schrecken von Verfolgung und Bücherverbrennung kennen. Die Kulturrevolution wurde für die die alten Methoden wieder zu einer Prüfung. Der Vorsitzende Mao (selber aus einer langen Reihe von Feng Shui Praktikern stammend) zwang die anderen Feng Shui Praktiker dazu, entweder auszuwandern oder ihre Tätigkeit einzustellen. Das bißchen, was von Feng Shui heute in China überlebt hat, steht unter strenger Kontrolle der chinesischen Regierung.

Die Ausbildung eines Fang Shih

 Normalerweise begann ein junger Fang Shih Aspirant seine lange Karriere dadurch, dass er bei einem Meister in die Lehre ging. Fang Shih waren nicht nur Männer: es gab auch bekannte Frauen unter ihnen, wie Hsu Teng -- der nachgesagt wurde, sie hätte sich selbst in einen Mann "transformiert" -- und Keng Hsien-sheng, die währen der Sung Dynasty lebte. Wie man dem Beispiel des Vorsitzenden Mao und vielen Geschichten entnehmen kann, war Fang Shih/Feng Shui oft eine Familienangelegenheit, die wie ein Erbstück von Generation zu Generation weitergereicht wurde.

 Fang Shih Studien, die man den Geschichtsbüchern entnehmen kann sind:Karten und Kennzeichen (T'u-Ch'an), Kalenderberechnungen (Li-shu),Himmels-Dienste und Himmels-Regeln (T'ien-kuan and Ch'i-cheng),Die Kunst der Berechnungen (Suan-shu), Den Stämmen ausweichen (Tun-chia), Die Einteilung der Zeichen (Che-tzu),Himmelsmuster (T'ien-wen), Das Buch vom Fluss Lo (Lo-Shu), Medizin (I-chih), Wettervorhersagen (Chan-hou), Resttexte und Textlücken (Ku-hus), Das Primäre Pneuma (Yuan-ch'i),Vorhersagekunst (Chan), Sechs Tage - Sieben Trennungen (Liu-jen ch'i-fen), Der Weg des Geistes (Shen-Tao), Windrichtungen (Feng-chiao), Die Tafeln vom gelben Fluss (Ho-t'u) und Yin und Yang (Yin-yang). Die meisten dieser Bücher werden auch heute noch von von Feng Shui Praktikern benutzt.

 Das Training beinhaltete die mündliche Übermittlung der Informationen, den Gebrauch diesbezüglicher Texte (inclusie der oben genannten) und den Einsatz von speziellen Materialien -- oder Heilmitteln im Falle der medizinischen Ausbildung. Die behandelten Themen umfaßten technische und nichttechnische Aspekte, einschließlich ethischer Belange und Traditionen, sowie die künstlerisch/ästhetische Weiterbildung.

 Heutzutage hat sich die Feng Shui Ausbildung, im Verhältnis zur antiken Ausbildung, nur wenig geändert. Sie enthält das Yijing und seine Kommentare, die Wissenschaft des Pa-Kua oder Bagua (die acht Diagramme), Kalenderberechnungen, das Studium der Landschaftsformen (Formenschule) und der Kompassausrichtung (Kompass-Schule).

 Intellektuelle und spirituelle Kultivierung waren in der Fang Shih Ausbildung genauso wichtig wie die technischen Aspekte. Joseph Needham bemerkt, dass diese "eotechnischen" Studien, durch ihr totales Ausbilden von Körper und Geist des Schülers, sehr im Gegensatz zum modernen Verständnis von Handwerk stehen.

 Im klassischen Feng Shui, steht das Leben unter ganz bestimmten, in absteigender Ordnung wichtigen Einflüssen:

  • Bestimmung (Karma) -- das, was man das Wesen des Menschen nennt oder die "Selbsterfüllende Prophezeiung" ("self-fulfilling prophecy")
  • Schicksal, Glück, Zufall -- was man aus seinem Leben so macht (wodurch "Glück" lediglich darin besteht, eine günstige Gelegenheit oder Situation auch zu erkennen)
  • Feng Shui
  • Nächstenliebe und gute Taten (für Gotteslohn arbeiten (pro bono work))
  • Hingebungsvolles Lernen, harte Arbeit, Wissen

Von Feng Shui, als drittem Punkt auf der Liste, wird normalerweise nicht erwartet, dass es die innere Persönlichkeit eines Menschen ändert, oder das, was jemand vorhat, aus sich zu machen, einfach aus dem Weg räumt und übergeht. Die eigene persönliche Verantwortung für das Leben ist auf jeden Fall größer -- niemand kann alles auf "schlechtes Feng Shui" schieben.

 Wenn man der Farbexpertin Suzanne Caygill folgt, ist die menschliche Fähigkeit zur freien Wahl so groß, dass wir freiwillig Umgebungen auswählen, die wie Gift auf unsere Persönlichkeit wirken und uns von der Natur und sogar von uns selbst entfremden. Wir können aber genauso einen Weg der Selbstverbesserung beschreiten -- insbesondere Feng Shui auf unsere Persönlichkeit wirken lassen -- aber die Menschen sehen normalerweise keinen Anlass für eine Veränderung, außer es wäre unvermeidlich. Wie Chogyam Trungpa sagt: "Das Problem ist, dass wir dazu tendieren, eine einfache und schmerzlose Lösung zu suchen. Aber für den spirituellen Weg trifft diese Art von Lösung nicht zu."

Her mit der nostalgischen Bigotterie

 Genau, wie in den mittelalterlichen Handwerksgilden, wurde auch Feng Shui immer gehortet und nur an wenige Auserwählte weitergegeben. In diesem Klima von Geheimniskrämerei, zusätzlich angeheizt durch die Vorstellungen und Unwissenheit der Außenstehenden, entwickelten die Menschen rund um Feng Shui und die unvergleichlichen Taten seiner Praktiker eine abergläubische Folklore. Erinnern wir uns an Clake's drittes Gesetz: "Jede ausreichend entwickelte Technologie wird von einer weniger fortgeschrittlichen Zivilisation als Magie betrachtet werden."

 "Magie" bedeutet für manche Menschen "Aberglauben" -- was wiederum nur einen Schritt von der Stufe der ungezügelten Barbarei darstellt. Historiker, die Fang Shih als "Wahrsager" oder "Magier" bezeichnen, vertreten im Wesentlichen auch nur die gleichen Ansichten wie die chinesischen kaiserlichen Historiker, welche allerdings dasselbe Handwerkszeug (wie die Fang Shih) benutzten. Deshalb war es auch kein Wunder, dass "Geomantie" (in seiner Bedeutung eher der Augurie ähnlich) in der Viktorianischen Epoche zur Erklärung von Feng Shui herangezogen wurde. Dieses Wort wurde dann in den Sechzigern von denjenigen, die die alten Stätten wiederentdeckten, erneut benutzt, weil es sich so "cool" anhörte.

 In der viktorianischen Zeit hing über allen Naturwissenschaften fremder Kulturen eine Art romantischer Schleier. Ihre düsteren Geschichten von römischen Auguren (der römischen Version der "Geomanten") und Druiden sind genauso fantastisch, wie ihre Erklärungen von Feng Shui, aber diese romantischen Ansichten gewinnen sogar heute noch oft gegenüber den Tatsachen die Oberhand.

 Reverend E.J. Eitel beschreibt in seinem Buch Feng-Shui, or the Rudiment of Natural Science in China, mit welcher Sicherheit sein chinesischer Hausboy behauptete, dass der steife Reverend diese Wissenschaft nicht verstehen würde, denn Feng Shui sei "eine Sache wie der Wind, den man nicht begreifen, und das Wasser, das man nicht festhalten kann." Feng Shui als glaubwürdige Wissenschaft zu akzeptieren, hätte auch bedeutet, Chinesen als gleichwertig anzusehen. Das aber war im viktorianischen Glaubenssystem völlig unmöglich.

 Victorianer schrieben über römische Auguren, druidische Lehren und Feng Shui als die unchristlichen und unwissenschaftlichen Praktiken zurückgebliebener und minderwertiger Menschen -- welch schnuckeliger Kontrast zum Gipfel der menschlichen Zivilisation, dem weißen, angelsächsischen, protestantischen und modernen Menschen des Britischen Empire. Feng Shui Geomantie zu nennen, würde nur diese verdrehte Ansicht von anderen Kulturen und deren wissenschaftlichen Leistungen weiter am Leben erhalten.

 Wichtige Tatsachen

 Von Fang Shih am Kaiserhof des premodernen China wurde erwartet dass sie sich in folgenden drei Belangen auszeichneten:

  • In der Erhaltung der Jugendlichkeit und Vitalität des Kaisers
  •  In der Konrolle und der Beibehaltung der richtigen Maßstandards für Zeit, Gewichte und Winkel
  •  In der Weissagung und der Leitung der Regierungspolitik nach spirtuellen Prinzipien

 Die medizinischen Praktiker von Fang Shih waren wegen ihrer Arbeit, die die frühesten bekannten Behandlungen von Schilddrüsenkrankheiten und Diabetes einschließen, recht berühmt. Aber die Praktiker,  deren Fachgebiet heute unter dem Namen Feng Shui bekannt ist, kommen jetzt,  dank der Bemühungen vieler Gelehrter, auch zu ihrem Recht.

 Im alten China basierten alle Maßeinheiten auf den musikalischen Abstufungen ihrer Glocken. Eine der Pflichten des kaiserlichen oder höfischen Feng Shui war, die Standardisierung der Maße zu gewährleisten, einschließlich der Abstufungen der Glockenklänge. Ein Feng Shui Mann, der in den offiziellen Biographien erwähnt wird, wurde nur wegen seiner Glocken berühmt.

 Das Kyo Yu, das mehrere hundert Jahre vor der heutigen Ÿra geschrieben wurde, hält fest, dass die Könige den Klang der Glocken regulierten, um die Sicherheit des Staates zu gewährleisten. Die Wahrung des Friedens und die Integrität des Staates korrespondierten mit dem Konzept der standardisierten Maße. Ohne beständige Maße würde es weitverbreitete Korruption geben, die zu sozialen Unruhen und leztlich zu Bürgerkrieg führen würde.

 Die Röhren mit dem Huang-chung Klang wurden dann als preiswertere Lösungen zur Standardisierung erfunden. Diese Bambusröhren waren deutlich billiger als massive Glocken, aber sie waren trotzdem in der Lage, den erforderlichen Ton zu erzeugen. Das Vorgehen wird in einem alten kaiserlichen Dokument erklärt:

 Die Basis der Längenmaße ist die Länge des ... Klangrohrs. Nimmt man mittelgroße Körner schwarzer Hirse, beträgt die Länge der Huang-chung 90 fen, ein fen entspricht der Breite eines Hirsekorns . . . Nimmt man mittelgroße Hirsekörner, füllen 1200 Körnern diese Röhre . . . Der Inhalt einer Röhre, das sind 1200 Hirsekörner, wiegt 12 chu [etwa eine halbe Unze (14 - 15 Gramm)]

 All das mag sich jetzt lediglich wie trockene Maße anhören, aber es hatte breite Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Menschen erhielten monatliche Reisrationen, die sorgfältig abgemessen werden mussten, weil es sonst schnell zu Korruption und Aufständen gekommen wäre. (Rationen gibt es auch in unserer modernen Zeit -- Irakische Bürger z.B. erhalten jeden Monat 15,4 Pfund Weizenmehl und 3,3 Pfund Reis) Die Einheit, die im alten China zum Reisabmessen benutzt wurde, entspricht in etwa der Einheit, die im Westen für eine monatliche Ration eingesetzt wird.

 Metriker beziehen sich auf eine besondere Maßeinheit -- artaba, ein persischer Ausdruck -- welche überall in der alten Welt benutzt wurde. Diese Maßeinheit findet man in alten persischen Texten, aber auch in syrischen, hebräischen, arabischen, lateinischen und griechischen Dokumenten. Die alten Ÿgypter reden z.B. vom qedet , ihrer Version des artaba.

 Die allgemein üblichste Volumenmaßeinheit war in früheren Zeiten 1/60 eines artaba. Im mittelalterlichen Europa war der Geldstandard 1/1000 eines artaba, welcher benutzt wurde, um das Gewicht der Münzen zu bestimmen. Eine der Einheiten, die auf dem artaba basiert, ist die sog. "Kölner Unze", die nach der Stadt benannt wurde, in der die Münze der karolingischen Kaiser stand. Auch im mittelalterlichen England basierte das erste Maß für Geld auf 1/1000 eines artaba und wurde "Tower Unze" genannt, nach der Münze im Tower von London.

 Obwohl dieses alte Maß heute nicht mehr gebräuchlich ist, stammen viele unserer modernen Maßeinheiten vom artaba ab. Professor Livio Catullo Stecchini, ein führender Forscher antiker Metrik, ist sich sicher, dass der artaba auf einen universellen metrischen Standard der antiken Welt hinweist. Andere sind zu dem Schluß gekommen, dass klassisches Feng Shui die quälende historische Gewissheit einer verlorenen gesamtplanetarischen Wissenschaft darstellt. Wie es auch sei, es ist offensichtlich, dass Feng Shui und Fang Shih eine lange und illustre Geschichte besitzen, die sich langsam der westlichen Gesellschaft auf neuen und aufregenden Wegen erschließt.

 Was?! Schon wieder die Erleuchtungsklamotte?

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 So sollte dieses Bild aussehen, wenn man der Theorie von Yin und Yang folgt. Hüten Sie sich vor schlechten Kunstgegenständen, auf denen der weiße Anteil nach unten zeigt. Yang ist, wie wir alle wissen, aufsteigend.
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